Bedeutung religion für menschen

24 % 1,2 Milliarden Hindus; ca. Die meisten sind nicht sehr fromm, sehen sich eher als säkulare Türken denn als gläubige Muslime. Aber die These vom globalen „Kampf der Kulturen“ zwischen „dem Islam“ und „dem Westen“ überschätzt die innere Geschlossenheit von Gesellschaften. Der Siegeszug des Fundamentalismus? Detlef Pollack, Sprecher des Exzellenzclusters:

"Für die Religion bedeutet es zu einem großen Teil, dass sie zu einem großen Teil instrumentalisiert wird.

Wir konnten zeigen, dass Gesellschaften, die Menschenopfer praktizierten, weniger wahrscheinlich zu einer egalitären Gesellschaft zurückkehrten, sondern eher an dieser Hierarchisierung festhielten und diese soziale Ungleichheit sogar vergrößerten."

Rituelle Menschenopfer trugen entscheidend dazu bei - so das Resümee der Wissenschaftler - dass die Eliten ihre Macht über die unteren sozialen Schichten festigten.

Sie weisen Unterschiede in Bezug auf verschiedene Gesellschaftsformen auf. "Und das haben wir tatsächlich schon in der Altsteinzeit. Diese „Mega-Church“ zählt Woche für Woche fast 40 000 Gottesdienstbesucher und hat eigene Communitys für Kinder, Jugendliche, Studierende, Alleinerziehende, Männer, Latinos und ältere Alleinstehende aufgebaut. Andererseits: An die viel diskutierte These, dass Religionen in der modernen Gesellschaft irgendwann ganz verschwinden, glaubt mittlerweile niemand mehr.

Das heißt, die ökologischen Zwänge, in der menschliche Gesellschaften leben, prägen ihre Vorstellung von den Göttern, an die sie glauben."

Neben erwünschten Verhaltensweisen und Umwelt, sehen Wissenschaftler auch eine Wechselwirkung zwischen Machtverhältnissen, Religionen und religiösen Praktiken. Doch Religion ist niemals verschwunden – sondern hat in den vergangenen drei Jahrzehnten neue kulturelle Bedeutung gewonnen.

Aber alle Religionen kennzeichnen universale Elemente wie Sinnfindung, moralische Orientierung und den Glauben an übernatürliche Mächte.

"In der Evolutionsforschung zu Religiosität und Religionen ist man interessanterweise wieder bei der Definition angelangt, die Charles Darwin selber – er hat ja Theologie studiert – damals schon verwendet hat", sagt der Religions-wissenschaftler Dr.Michael Blume, "nämlich den Glauben an höhere Wesen, an "super empirical-agents", oder "supernatural agents", wie die englischsprachigen Kollegen sagen, das heißt, wenn wir uns zueinander verhalten als Menschen, ist das soziales Verhalten.

Alles, was diese Funktionen erfüllt, war für ihn Religion.

Wäre die Welt besser und friedlicher, wenn es keine Religionen mehr gäbe? Es hängt von den Nichtmuslimen ab, ob die zunehmende Präsenz von Muslimen in Europa zur Erfolgsgeschichte wird.

8. Sobald soziale Systeme etabliert waren, wurde die Praktik der Menschenopfer durch mehr formale Methoden der Kontrolle ersetzt.

Bis heute hat sich das Muster der Verbindung von Religion und Politik in vielen Gesellschaften gehalten.

Für diese These spricht eine kürzlich in "Nature" veröffentlichte Studie von Forschern des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte, der Universität Auckland und der Viktoria Universität Wellington.

"Mein Doktorand Joseph Watts und Kollegen haben herausgefunden, dass es in der Tat einen Zusammenhang gibt - wahrscheinlich einen kausalen Zusammenhang - zwischen religiösen Praktiken und sozialer Ungleichheit."

Soziale Ungleichheit ist ein relativ modernes Phänomen in der Menschheitsgeschichte.

Veranstaltet im katholischen Gemeindehaus Yoga-Abende oder entwickelt in interreligiösen Dialoggruppen die Bereitschaft, Verschiedenes zu einer neuen, humanistischen Glaubenshaltung zusammenzufügen. "Praktisch jede Gesellschaft, die wir untersucht haben, besitzt in irgendeiner Form religiösen Glauben und religiöse Praktiken.

So 120.000 Jahre können als gesichert gelten."

Der Versuch, Einfluss zu nehmen auf das eigentlich nicht zu Beeinflussende

Neben dem Tod beschäftigten die frühen Menschen auch nicht erklärbare Naturphänomene.

"Die charakteristische Erklärung dafür lautet, dass in diesen Zeiten Menschen sich sehr stark abhängig gefühlt haben von der Natur," so der Religionssoziologe Prof.

Über Zehntausende von Jahren lebten Menschen in kleinen, relativ egalitären Gesellschaften, bis sich plötzlich in der späten Jungsteinzeit und verstärkt zu Beginn der Bronzezeit Hierarchien herausbildeten.

"Wir waren daran interessiert, in welchem Ausmaß bestimmte religiöse Praktiken geholfen haben könnten, die Evolution der heutigen hierarchischen Gesellschaft zu begründen und zu fördern.

570 v.Chr. Und dann schließlich im Umkreis der entstehenden großen Zivilisationen auch in den nomadischen Gebieten, dort entsteht dann der Glaube an eine Gottheit, die alles weiß, die alles umfasst, die alle Menschen im Blick hat. Für Michael Bongardt ist es anders jedenfalls nicht denkbar:

„Wenn ich mir vorstelle, ich wäre schwer erkrankt und werde auf nicht erklärliche Weise gesund – dafür Gott zu danken, fände ich extrem schwierig.

32 % 1,9 Milliarden Muslimas und Muslime; ca. Man kann dies gut am Beispiel der USA studieren, des Einwanderungslandes schlechthin. Und man kann das mit dem Begriff Kontingenz-bewältigung, ein Begriff von Niklas Luhmann, bezeichnen. Europa wird zum Einwanderungskontinent für Muslime. Der Theologe und Religionssoziologe Prof. Viele Glaubenssucher verknüpfen Elemente unterschiedlicher religiöser Überlieferungen miteinander.

In demokratisch verfassten Nationen, die Religionsfreiheit als vorstaatliches Grundrecht anerkennen, darf jeder nach seiner religiösen Fasson selig werden.

470 v.Chr.)

"Wer ist denn der, der mit ihm sich an Königswürde messen könnte

Und zu sagen vermag wie Gilgamesch: "Ich, ja, ich bin der König!"? Nein, sagt Donald Pfaff, dessen Buch "Das altruistische Gehirn" kommende Woche in Deutschland erscheint.

Er beginnt mit einem Beispiel:

"Weslay Autray stand in New York an einem U-Bahn Bahnsteig, als ein Mann neben ihm einen epileptischen Anfall bekam und auf die Gleise fiel unmittelbar bevor ein Zug kam.

Michael Bongardt geht davon aus, dass dann andere Ideologien entstehen würden, die genau das hervorbringen würden, was auch an religiösen Institutionen kritisiert wird.

Er plädiert deshalb dafür, nicht die Religionen abzuschaffen, sondern die Ideologie – innerhalb von Religionen und jenseits davon.

Als Sinnbastler baut sich der moderne Mensch seine private Glaubenswelt, verknüpft etwa alte christliche Vorstellungen mit Symbolen und kultischen Praktiken anderer Religionen.

Der Neurobiologe erzählte, dass seine Frau in einer College Bibliothek arbeitet. Ein Gedanke, der das Eingreifen Gottes ins Weltgeschehen vollkommen ausschließe, sagt Bongardt.

Wie weit reicht die Macht des "Allmächtigen"?

Daraus folgt aber in letzter Konsequenz, dass Gott nicht allmächtig sein kann. Speziell haben wir uns rituelle Menschenopfer angeschaut, das heißt, die religiös gebilligte Tötung von Menschen", sagt Prof.Russel Gray.

"Was wir mithilfe computerbasierter Methoden herausgefunden haben war, dass in einem Querschnitt von 93 historischen austronesischen Kulturen aus dem pazifischen und ostasiatischen Raum, die Gesellschaften, die ungleicher waren, zu Menschenopfern tendierten.

Er ist, wenn wir uns die 99 Namen Gottes angucken, der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene. Einige Leute finden das amüsant, aber ich denke, dass das nicht mit der wissenschaftlichen Erkenntnis zusammenpasst, die zeigt, dass Religionen das Überleben ihrer Angehörigen und soziale Verhaltensweisen unterstützen."

In ähnliche Richtung geht der dritte wissenschaftliche Ansatz:

"Die dritte These, warum Religionen so verbreitet sind, ist, dass sie zweckmäßig sind, zweckmäßig im Sinne der kulturellen Evolution.

Das Christentum, den Islam oder den Buddhismus gibt es nicht.

Mehr als drei Millionen Muslime leben in Deutschland, vor allem Türken. Das führt zu Konflikten.

Wenn ein weltweites Fernsehpublikum teilhat am Tod eines charismatischen Papstes; wenn der Dalai Lama von Termin zu Termin um den Globus jettet; wenn muslimische Frauen ihre religiöse Identität sichtbar machen, indem sie öffentlich Kopftuch tragen – dann geht es meist darum, Unterschiede zur Schau zu stellen, Medienpräsenz zu zeigen.

Ein wichtiger Punkt dabei sind die politischen, sozialen und ökonomischen Interessen, die sich mit den jeweiligen Religionsgemeinschaften verbinden. Gott oder das Göttliche unterscheiden sich ganz wesentlich von der menschlichen Welt. Auch in Großbritannien und

den Niederlanden ist die koloniale Vergangenheit in den muslimischen Lebenswelten präsent.

Wissenschaftler nennen diese Kombination heterogener Sinnelemente „bricolage“ (franz. Michael Blume:

"Die Komplexität von Gesellschaften hängt auch damit zusammen, welche Art von Religion sie hervorbringt."

Besteht also eine Wechselwirkung zwischen Religion und Gesellschaft?

Schaffen wir uns die Religion, die wir brauchen?

"Das ist ein interessanter Gedanke", meint Prof.

So steht es in unserem Grundgesetz. Die missionarisch erfolgreichsten Christen sind heute die Vertreter der Pfingstkirchen, die eine radikal-frömmlerische Form des Lebens und Glaubens pflegen, hervorgegangen um 1900 aus dem reformierten Protestantismus. Ein Grund dafür ist, dass sie soziales Verhalten und die Kooperation in Gruppen unterstützen."

Aber sind sie deshalb eine notwendige Voraussetzung, um Menschen zu sozialen Verhaltensweisen anzuhalten?

Sie tragen dazu bei, dass das einst auf Europa und Nordamerika konzentrierte Christentum zu einer besonders erfolgreichen Religion auf der Südhalbkugel wird.

3. Warum hat er das getan?"

Diese Frage beschäftigte den Leiter des Labors für Neurobiologie und Verhaltenspsychologie der Rockefeller University in New York City.

Ihre Sozialholdings Caritas und Diakonie beschäftigen jeweils mehr als 400 000 Menschen – sie sind nach dem Staat der größte Arbeitgeber im Land.

Am Wochenende gehen mehr Menschen zum Gottesdienst als in die Bundesligastadien, und in Umfragen bezeichnen sich 70 Prozent der Befragten als religiös. Die 500 Millionen Pfingstler leben zumeist in Ländern der südlichen Hemisphäre.

Ganz anders die Verhältnisse in Frankreich: Dort stammen die meisten Muslime aus Marokko, Algerien und einigen Staaten südlich der Sahara, entzünden sich die Integrationskonflikte eher an den Kolonialkriegen. Jahrhundert vertraten viele Soziologen die „Säkularisierungsthese“: dass in modernen Gesellschaften religiöser Glaube immer schwächer werde, an kulturellem wie politischem Gewicht verliere, sich säkularisiere, also verweltliche.

Ob man es nun mag oder nicht – gerade die streng bindenden Glaubensweisen wachsen seit etwa 30 Jahren besonders schnell.

Der Siegeszug der diversen Fundamentalismen erklärt sich aus der pluralistischen Signatur der Moderne: Die Vielfalt der Lebensweisen wirkt relativierend und erzeugt Unübersichtlichkeit. Andererseits könnte es eine mögliche Erklärung dafür sein, warum Menschen auch ihre Götter mit dieser Eigenschaft ausstatten.

Ein Attribut, das ihm die drei abrahamitischen Religionen seit Jahrhunderten zuschreiben. Religion ist eine mögliche Lebenshaltung, die sehr stark ins Offene, ins Ungreifbare hinausgeht. In vielen Religionen gibt es festgelegte Regeln, Gebote und religiöse Verhaltensweisen, nach denen sich die Menschen richten sollen.

Religionsfreiheit

In Deutschland kann jeder Mensch glauben, was er möchte.

Detlef Pollack, Sprecher des Exzellenzclusters "Religion und Politik" an der Universität Münster, "und dass sie über die Religion, über magische Praktiken, über religiöse Riten versucht haben, Einfluss zu nehmen auf dasjenige, was sie mit natürlichen Mitteln nicht beherrschen können. Und nicht nur Geld oder Zeit müssen aufgewendet werden, auch körperliche Opfer können erforderlich sein wie Leid und Schmerz.

für „Bastelarbeit“). Religionsmärkte funktionieren im engen Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.

Zwar sind in Europa die Monopolisten, die großen christlichen Kirchen, durch staatliches Religionsverfassungsrecht vielfältig privilegiert – in asiatischen Ländern aber und vor allem den USA sind die Religionsmärkte weithin offen.

3 Millionen Angehörige anderer Religionen

Weltweit (Anzahl und Anteil an der Weltbevölkerung, geschätzte Zahlen von 2025) 2,4 Milliarden Christinnen und Christen; ca. Weil sie aber ständig als Muslime wahrgenommen werden, entwickeln viele von ihnen ein stärker muslimisch akzentuiertes Selbstverständnis. Dieser religiöse Aufschwung ist seit 1990/'92 zu beobachten, also seit 25 Jahren, und man kann sagen, dass das zulasten der Kirche geht und zwar insofern, dass die russisch-orthodoxe Kirche politisch instrumentalisiert wird, benutzt wird, um das Herrschaftssystem zu legitimieren, und da kann man sehen, dass Religion, religiöse Überzeugungen, religiöse Praktiken, sehr stark nationalistisch aufgeladen sind."

Mit dem Zerfall des Ostblocks verlor die UDSSR ihren Großmachtstatus, für viele ihrer Bewohner ein schmerzlicher Verlust, verbunden mit einer Identitätskrise.

Aber die islamischen Lebenswelten in Europa sind bunt und vielfältig.

Mehr als drei Millionen Muslime leben in Deutschland, vor allem Türken.

Wir haben uns die Existenz eines bestimmten Typus von Göttern angeschaut, nämlich große, moralisierende Götter, die vermittelnd in menschliche Angelegenheiten eingreifen und sehr mächtig sind. Sie schädigt ihren Wirt, meint er. Letztgültige Antworten geben auch die Religionen nicht.

Nicht Religionen abschaffen, sondern Ideologien

Aber was ist mit all dem Leid, das auch und gerade von Religionsvertretern über die Menschen gebracht wurde?

Was sagen beispielsweise Islam und Christentum auf die Frage, warum Gott all das Leid in der Welt zulässt?

Ein zentraler Gedanke in islamischer und christlicher Tradition besagt, dass Gott den Menschen die Freiheit gegeben hat, und damit auch die Freiheit, sich gegen ihn zu entscheiden und einander Leid zuzufügen.

Der jüdische Philosoph Hans Jonas hat eine noch radikalere Antwort: In seiner Rede "Der Gottesbegriff nach Auschwitz" stellte er die These auf, dass Gott gar nicht mehr eingreifen konnte.

Auch in Großbritannien und den Niederlanden ist die koloniale Vergangenheit in den muslimischen Lebenswelten präsent. Indem er die Welt und die Menschen erschaffen hat mit all den Möglichkeiten, Gutes und Böses zu tun, hat er ihre Freiheit anerkannt und sich damit zurückgezogen. Weil sie aber ständig als Muslime wahrgenommen werden, entwickeln viele von ihnen ein stärker muslimisch akzentuiertes Selbstverständnis.

Was wir herausgefunden haben, als wir nach der Verbreitung der verschiedenen Götter geschaut haben, ist, dass sie häufiger in einer Umgebung vorkommen, die rau ist und wo das Leben für die Menschen wirklich hart ist. Chr., in der Übersetzung von Stefan Maul.

Abhängig von Betrachtungsweise und Weltanschauung gibt es unterschiedliche Definitionen von Religion.

Und wer keinen Glauben hat, kann auch ohne Religion leben. Nie zuvor jedoch hat es vergleichbar viele Migranten gegeben wie heute: Rund 200 Millionen Menschen leben dauerhaft in einem fremden Land. Russell Gray vom Max Planck Institut für Menschheitsgeschichte. Der Evolutionsbiologe glaubt nicht, dass Religion nur ein Nebenprodukt unserer mangelnden kognitiven Fähigkeiten ist.

"Ich denke nicht, dass die Beschreibung von Religion als Nebenprodukt die Vielfalt der Religionen in der Welt ausreichend erklärt, und speziell die Tatsache, dass Religion nicht kostenlos zu haben ist.

Für religiöse Menschen bietet die Religion eine Möglichkeit, die Welt zu verstehen und sich im Leben zu orientieren. Man spricht nun von Religionsmärkten, auf denen konkurrierende Akteureihre Heilsprodukte und Erlösungsideen den Sinn suchenden Konsumenten zu verkaufen suchen. Pfingstkirchen predigen den ekstatischen Zugang zu Gott. Er sorgt in neuen, oft feindlichen Umgebungen für Identität.

Nicht wenige Menschen werden überhaupt erst durch Migration fromm: Religion ermöglicht ihnen, eine Bindung an die Heimat zu pflegen und so lebensgeschichtliche Kontinuität zu sichern.

Ganz gewiss erfüllt Religion in diesen Kulturen eine zentrale Funktion."

Kontingenz bezeichnet in der Systemtheorie die prinzipielle Offenheit und Ungewissheit menschlicher Lebenserfahrung.

"Ich würde zunächst mal sagen, dass Religion mit dem Unzugänglichen, Unerkennbaren, mit dem, was wir nicht wissen können, zu tun hat, ganz zentral nicht nur, aber ganz wesentlich.

Die Religionskulturen des 21. ca. "Natürlich werden Gläubige, zumindest Fundamentalisten, glauben, dass ihre Religion direkt von Gott kommt und nicht irgendein menschliches Konstrukt ist. Was folgt daraus im Zeitalter der Globalisierung? Angebot erzeugt Nachfrage, Konkurrenz belebt das Geschäft – auch das Glaubensgeschäft.

5.

In China gibt es inzwischen vermutlich mehr als 100 Millionen Christen. Es gibt notwendige Bedürfnisse, auf die wir nicht verzichten können, und das wäre so die erste Frage, ob Religion dazu gehört? Dabei sind die beiden großen christlichen Kirchen, wie auch immer man misst, nach wie vor die mächtigsten Organisationen der deutschen Gesellschaft. Die meisten sind nicht sehr fromm, sehen sich eher als säkulare Türken denn als gläubige Muslime.

Gewiss, wir kennen gerade in Europa Atheisten, Agnostiker und Glaubensferne, die den überlieferten kirchlichen Symbolsprachen und Riten nichts mehr abgewinnen können. Auch wenn ich mich in der Wissenschaft eher distanziert mit religiösen Fragen beschäftige, so ist mir doch vollkommen bewusst, dass in der Praxis, im Vollzug von Religion, eine Dimension zum Tragen kommt, die sich wissenschaftlich nicht voll auf den Punkt bringen lässt."

Braucht der Mensch Religion?

Es ist ganz offensichtlich: Viele Menschen auf der Welt führen ein glückliches und erfülltes Leben – ganz ohne Religion.

Religion benötigt viel Zeit, eine Menge Geld. Solche Ursachen müssen erkannt, Stereotype wie „der europäische Islam“ müssen vermieden, Bildungs- und Aufstiegschancen eröffnet werden. Es gibt bestimmte Dinge, die wirklich notwendig sind, zum Beispiel, dass wir uns ernähren, dass wir die Möglichkeit haben, uns zu schützen. 16 % 500 Millionen Buddhistinnen und Buddhisten; ca.

Sondern stark geprägt durch eine Attraktivität religiösen Glaubens.

Im 20. Dann haben wir Gottheiten für Handel, für Krieg, für Fruchtbarkeit. Auch für die Welt der Religionen gilt: Mehr Verschiedenheit bedeutet in aller Regel mehr Konflikt.

Der Politikwissenschaftler Samuel Huntington hat deshalb einen „Clash of Civilizations“ vorausgesagt.

Michael Blume:

"Wenn es Menschen längere Zeit sehr gut geht, dann bröckelt die Religiosität durchschnittlich ab, das heißt, wenn Menschen existenziell sehr sicher leben, dann aktiviert das sehr viel schwächer, dann tritt das auch zurück."

Auch die Religionen, die heute in modernen Gesellschaften vertreten sind, haben sich im Verlauf der Evolution entwickelt.

"Was ganz spannend ist, dass wir tatsächlich sehen können: In kleinen Gruppengesellschaften, wo man sich noch persönlich kennt, da sind die gemeinsamen Ahnen ganz wichtig", so der Religionswissenschaftler Dr.

Michael Blume.

"Wenn die Gesellschaften dann größer und komplexer werden, werden auch die Götter immer größer und komplexer. Autray sprang direkt hinterher und schützte den Mann mit seinem Körper, als der Zug über ihnen zum Stehen kam. Denn religiöse Gemeinschaften erfüllten nunmal die genannten Kriterien – und wenn diese in einer Gesellschaft völlig fehlten, dann stehe „vor allem das Zusammenleben gefährlich auf der Kippe, weil der Zusammenhalt nicht mehr erlebt wird“.

Religion nach Auschwitz

Religionen geben nicht nur Antworten auf Sinnfragen, sondern auch Hilfe, mit all dem umgehen zu können, was einem im Leben sinnlos erscheint, ergänzt Tatari.

Man muss aber sagen insgesamt, dass die Bedeutung von Religion in den USA zurückgeht, also zum Beispiel, wenn man sich die sogenannten mainline-churches ankuckt, zum Beispiel die Kirchen, die stärker an den sozialen Mainstream angeschlossen sind, dann kann man beobachten, dass die an Bedeutung verlieren, und inzwischen haben wir in den USA 20 – 25 Prozent Konfessionslose, soviel wie in Westdeutschland auch."

Woran liegt es, dass in westlich orientierten, modernen Staaten, Religion an Bedeutung verliert?

Doch unsere Forschung zeigt, dass Glauben und religiöse Praktiken durch ökologische und kulturelle Kräfte geformt werden. So nahm er öfter Fotokopien seiner Fachliteratur mit, um dort zu studieren, während er auf seine Frau wartete.

"Eines Abends als ich in der Bibliothek meine wissenschaftlichen Studien beendet hatte - ich bin Neurobiologe - wanderte mein Blick über die Buchrücken der gut ausgestatteten Abteilung "Vergleichende Religionswissenschaften" in diesem College.

Überleben kann hier nur der Anbieter, der seine Sinnwaren erfolgreich an die Leute zu bringen vermag – zum Beispiel die Lakewood Church in Houston, Texas. Wir erleben also fortwährend „alltägliche“ Kulturkämpfe über die Regeln des Zusammenlebens, und alles spricht dafür, dass sich der religiöse Streit über Prinzipien guter Lebensführung im 21. Die Gegenwartsmoderne ist keine gottlose Zeit.

Also schaffen wir tatsächlich zumindest ansatzweise die Religionen, die wir brauchen, aber wir tun dies eingeschränkt durch die Umwelt und eingeschränkt durch die Kultur, in der wir leben."

Wenn wir uns unsere Religion so formen, wie wir sie benötigen, heißt das im Umkehrschluss, dass wir sie in der modernen, aufgeklärten Welt nicht mehr benötigen?

Die große Mehrheit der derzeit lebenden Menschen führt ihr Leben in tiefer Gläubigkeit – die Gegenwart ist eine höchst glaubensproduktive Zeit, bestimmt von schnellem religiösem Wandel, vielfältigen missionarischen Bewegungen und Religionskonflikten. Durch Migration gewinnt Religion neue Bedeutung.

Schon immer haben Menschen ihre Heimat verlassen.

Manche predigen Gesundheit als höchsten Wert und sehen im Bio-Müsli eine heilige Speise, gleichsam ein Abendmahl. 18 Millionen protestantische Christinnen und Christen. Gottheiten für Städte, Pallas Athene zum Beispiel. So unterscheidet auch Detlef Pollack zwischen beiden Dimensionen:

"Ich würde sagen ja, Religion spielt für mich eine ganz zentrale Rolle, auch die Kirche, auch die Beteiligung am kirchlichen Leben spielt für mit eine große Rolle.

Im Islam beispielsweise sei Gott nicht eindeutig bestimmbar.

In einer komplexen Welt, wo Populisten mit einfachen Antworten punkten, können Religionen ein wichtiges Gegengewicht sein, meint die islamische Theologin Muna Tatari.© privat

„Aus der islamischen Tradition wissen wir, dass Gott ambigue erfahren wird.

Demnach glauben die Menschen (etwa an einen Sinn des Lebens), nehmen aber nicht am Kirchenleben teil. Ganz gleich, wozu sich ein Mensch entscheidet, niemand darf wegen seiner religiösen Überzeugung Vor- oder Nachteile haben.

Anhänger/-innen der großen Religionen in Deutschland und weltweit

Deutschland (Zahlen von 2024) ca.

Religion | bpb.de

Bedeutung des Wortes

Das Wort "Religion" stammt vom lateinischen „religio“ ab, das unter anderem mit „Gottesfurcht“, „Gottesverehrung“ oder „Heiligkeit“ übersetzt werden kann.

Glaube an eine höhere Macht

Religiöse Menschen glauben an eine Macht, die über ihnen steht und an der sie sich ausrichten.

Denn schon aus demografischen Gründen wird Religion weiter an Gewicht gewinnen: Die besonders Frommen zeugen in allen Weltteilen und in allen Religionen mehr Kinder als andere.

2. Aber auch in Lateinamerika und vielen asiatischen Ländern hat das Christentum erfolgreicher missioniert als der Islam. In ihnen waren um 1970 gerade einmal sechs Prozent aller Christen organisiert – heute sind es nach einigen Schätzungen gut 25 Prozent.

Ein "Kampf der Kulturen"? Das schafft einen engen emotionalen Kontakt zu diesen Kirchengemeinden und Synagogen.

Und so erklären manche Forscher die Tatsache, dass Religion in den USA eine besonders große Rolle spielt, mit dem Zusammenspiel von Migration und religiös organisierter Integration. –

"Gilgamesch" ist er seit dem Tage, da er geboren, mit Namen genannt.

Zwei Drittel an ihm sind Gott, doch sein (drittes) Drittel, das ist der Mensch."

Gilgamesch Epos, erste Tafel, circa 2000 v.

Die Frage danach, was an die Stelle von Religion tritt, setzt voraus, dass Religion unverzichtbar ist. Das heißt nicht, dass alle Glaubensrichtungen und jede religiöse Praxis ausschließlich funktional sind; aber es bedeutet, dass sie weitaus variabler und flexibler sind, als man gedacht hat. In der Theologie nach Auschwitz sei das stark diskutiert worden.

„Wir dürfen Auschwitz in keiner Weise einen Sinn geben, aber wir müssen Menschen, die diese Sinnlosigkeit besonders schmerzhaft erfahren haben, einen Raum geben, in dem sie mit dieser Sinnlosigkeit leben können.“

Michael Bongardt, katholischer Theologe und Philosoph

Man kommt dem Phänomen Religion aber nicht näher, indem man nach ihren positiven Funktionen fragt, meint Bongardt.

„Religion definiert sich nicht dadurch, dass sie brauchbar ist.

In jedem Fall werden die christlichen Kirchen – trotz mancher sehr schlechter religiöser Performance und nachlassender Überzeugungskraft ihres hauptamtlichen Personals – auch in den kommenden Jahrzehnten die wichtigsten religiösen Akteure in Europa bleiben.

Denn sie verwalten einen faszinierenden Schatz: ein uraltes religiöses Symbolkapital, das immer noch starke Sinnrenditen abwirft.

GEO KOMPAKT Nr.

16 - 09/08 - Glaube und Religion

Religion
Warum Menschen glauben

"Nachdem der Herr Jesus zu ihnen gesprochen hatte, wurde er hinaufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes."

Evangelium nach Markus

"Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus"

Xenophanes von Kolophon (ca.

Michael Bongardt geht davon aus, dass dann andere Ideologien an ihre Stelle treten würden.© picture alliance / dpa / Bernd Wannenmacher

Für religiöse Menschen mag das befremdlich klingen, denn nach dieser Definition wäre auch der Fußball in Deutschland eine Religion. Möglicherweise steht den europäischen Gesellschaften in dieser Hinsicht eine „Amerikanisierung“ noch bevor.

4.

Es gibt nach wie vor ein Bedürfnis nach religiöser Bindung und spiritueller Heimat.

„Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott“, hat Martin Luther einmal gesagt. Und Religion ist nicht da, weil sie einen Zweck hat, sondern weil Menschen diese Hinordnung auf bestimmte Bilder von Transzendenz und auf Transzendenz leben.“

Konnte Gott in Auschwitz gar nicht eingreifen?

Doch welche Antworten geben Religionen auf die drängenden Fragen des Lebens?

Ganz anders die Verhältnisse in Frankreich: Dort stammen die meisten Muslime aus Marokko, Algerien und einigen Staaten südlich der Sahara, entzünden sich die Integrationskonflikte eher an den Kolonialkriegen.

Wir können trotzdem ein moralisch und auch persönlich existenziell vollgültiges Leben führen. Ähnliche Opferpraktiken finden sich im alten China und im alten Ägypten aber auch bei den Azteken. Wenn wir uns aber gegen Wesenheiten verhalten, an die wir glauben können, Ahnen, Geister, Gottheiten, Aliens, Engel, dann ist das religiöses Verhalten."

Die Universalität von Religion bezieht sich auf einen weiteren Aspekt:

"Wir sind in der Tat eine religiöse Spezies", sagt Prof.Russell Gray, Direktor der Abteilung Sprach- und Kulturevolution am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte.

Es sei ein Alarmzeichen und verpflichte religiöse Institutionen, sich zu überprüfen.

19,8 Millionen katholische Christinnen und Christen ca. Es besteht kein Grund, daran zu zweifeln, dass es auch in Zukunft so sein wird. Im vergangenen Jahr erläuterte der Wissenschaftler in einem Vortrag an der James Madison University seine Theorie über das altruistische Gehirn. Folglich trifft die simple Diagnose „Säkularisierung“ nicht zu.

0,2 %

Quelle: Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2025.

Fussnoten


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Der Glaube bestimmt noch immer das Leben der meisten Menschen auf der Erde. Im globalen Kapitalismus müssen Gott, die Götter und der Glaube vermarktet werden.

Um 1970 begannen Wirtschaftswissenschaftler, religiöse Wandlungsprozesse ökonomisch zu deuten.

Denn was ist mit all denen, die nicht gesund geworden sind?“

In der islamischen Tradition gibt es zudem das Motiv der Klage vor Gott, erklärt Muna Tatari: „Gott, wenn du doch gerecht und barmherzig und allmächtig bist, warum lässt du all das zu?“ Man wende sich mit dieser Klage und Frage an Gott, und obwohl die Antwort offen bleibe, handle man solidarisch an der Seite derer, die Leid erfahren.

„Man versucht mit dem eigenen Handeln Zeugnis abzulegen von einem Gott, der gerecht und barmherzig ist, ohne dabei Gottes Sinn vollkommen erschlossen zu haben.“

Muna Tatari, islamische Theologin

Auch wer an einen Gott oder ein höheres Wesen glaubt, wird sich mit dem Ungreifbaren und mit Widersprüchen abfinden müssen.

Die Erneuerung der Kirchen? – ca. Viel wichtiger, gerade in Europa, sind die normativen Konflikte innerhalb dieser Gesellschaften – etwa in Fragen der Biopolitik oder über den rechtlichen Status homosexueller Partnerschaften. Diese „bricolage“ wird unter anderem deshalb zum Massenphänomen, weil immer mehr Menschen Fernreisen machen und dabei fremde Religionskulturen mit eigenen Augen wahrnehmen.

„Die Liebe zu meiner Tradition zeigt sich in der schonungslosen Kritik an ihr.“

Was wäre denn, wenn es Religionen nicht mehr gäbe? Nicht nur menschen-ähnliche Eigenschaften zeichnen Götter aus. Deutsche Christen leben in überlegter Distanz zu den Kirchen – und sind dennoch religiöser, als viele meinen.

Manch konservativer Kulturkritiker klagt, Europa sei eine gottlose, zutiefst säkulare Insel in einer religiösen Welt.

Denn Auswanderung ist äußerst riskant, man bricht auf in eine unsichere Zukunft – und klammert sich auf schwierigen Wanderwegen an seinen Gott. Eine Zeitdiagnose des Theologen Friedrich Wilhelm Graf

1. Carlos Botero, Kollegen und ich haben uns bestimmte Arten von Religionen weltweit angeschaut. Im Gottesdienst und im Gebet, durch Meditation, Gesang, Tanz und durch viele andere Zeremonien drücken die Menschen ihr religiöses Erleben aus.

Es gibt eine große Debatte unter Wissenschaftlern, warum das so ist, weshalb es dieses universelle Merkmal der Menschheit gibt."

Die ersten überlieferten religiösen Praktiken stehen im Zusammenhang mit dem Tod und dem Versuch, die eigene Sterblichkeit zu begreifen.

"Wir können sehen, dass genau in den Phasen, als sich auch das Stirnhirn entwickelt, als Homo sapiens und Homo Neandertalensis beginnen, Vorausplanung zu beherrschen, Impulskontrolle, biografisches Denken, also indem sie sich auch selber bewusst werden, dass andere sterben, und dass auch sie selbst sterben werden, da treffen wir dann auf Bestattungsverhalten, das heißt, wir merken schon, dass es da Zusammenhänge gibt, offensichtlich spielt die Auseinandersetzung mit dem Tod da eine ganz große Rolle," sagt Michael Blume.

Gottes Gesetz solle zur bestimmenden Norm der Gesellschaft werden: Darin stimmen streng orthodoxe Juden mit amerikanischen Evangelikalen und radikal antiwestlichen Islamisten überein. Heute zählt man dort 330 Millionen Muslime und 350 Millionen Christen – vor allem südlich der Sahara. Der Religionssoziologe Émile Durkheim ging sogar so weit zu sagen, Gesellschaften brauchen Religion, sonst funktionieren sie nicht.

Religionen erschaffen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, sichern die Moral und geben Sinn, so Durkheim.

Und das ist ein Hinweis darauf, dass man im menschlichen Leben, in der Natur, in der Gesellschaft, in seinem persönlichen Leben, nicht alles in den Griff nehmen kann, und dass man damit rechnen muss, dass es da Kräfte gibt, denen man ausgeliefert ist, und Religion ist ein Ausdruck dieses Bewusstseins, dass wir nicht alles in der Hand haben."

Wie auch Detlef Pollack vermutet Russell Gray, dass weitere Aspekte hinzukommen.

Alles Mögliche – Politisches, die Kunst, Sex – kann religiös aufgeladen werden. Prof. 6 % 17 Millionen Jüdinnen und Juden; ca. Andere sprechen von „stellvertretenden Institutionen“: Kirchen als Krisenmanager für die Notfälle des Lebens und die großen Krisen des Gemeinwesens. Diese neue religiöse Individualisierung fördert indirekt aber auch harte, „fundamentalistische“ Glaubensformen: Je bunter, vielfältiger, unübersichtlicher Religionsmärkte werden, desto attraktiver sind für viele Menschen nun auch ganz klare, verlässliche Autoritäten und bergende Bindungen bietende Glaubensweisen.

10.

Das ist erst ein paar tausend Jahre alt, ist aber das Erfolgsmodell seither gewesen."

In den meisten komplexen Gesellschaften finden sich heute abrahamitische Religionen wie das Christentum, der Islam oder das Judentum. Der Wissenschaftler ist überzeugt, dass diese Verhaltensdisposition im Bauplan unseres Gehirns verankert und neurobiologisch nachweisbar ist, wie er in seinem Buch darlegt.

Wenn das Gehirn des Homo sapiens aber per se mit dieser Eigenschaft ausgestattet ist, bedarf es keiner religiösen Regeln, um Altruismus einzufordern.

Auf Religionsmärkten sind „harte“ Formen des Glaubens erfolgreicher als weiche, liberale.

Immer mehr Menschen nehmen ihren Glauben so ernst, dass sie ihr Leben in all seinen Facetten streng nach dem Willen ihres Gottes zu führen versuchen. Oder anders gefragt: Wären Menschen ohne Religion weniger sozial?

Und wenn man das so sieht, dass Religion möglicherweise nicht etwas ist, was notwendig ist für die Gesellschaft oder für den Einzelnen, dann steht auch nicht die Frage, was an die Stelle von Religion tritt. So gesehen hat ohnehin jeder und jede von uns eine Art Religion.

Glaube kann helfen, mit Gegensätzen umzugehen

Es klingt auf den ersten Blick paradox: Aber gerade in unserer immer komplexer werdenden Welt, in der Populisten mit holzschnittartigen Antworten viel Zulauf erhalten, können Religionen ein wichtiges Korrektiv sein, findet die islamische Theologin Muna Tatari.

Ich denke, nur einfach zu sagen, es ist ein Nebenprodukt von etwas anderem, trifft die Bedeutung von Religion nicht."

Auch andere Erklärungsmodelle greifen seiner Meinung nach zu kurz, zum Beispiel, "dass Religion eine Art krankhafter Virus ist – das ist die Sicht von Richard Dawkins – sie ist anpassungsfähig, aber nur zu ihren eigenen Gunsten.

Sie entwickelten eine neue Disziplin: die Religionsökonomie. Jahrhundert weiter verschärfen wird.

7. Neue Formen des Christentums wachsen mindestens ebenso stark wie der Islam – und sie missionieren aggressiver.

Vor einem Jahrhundert lebten in Afrika schätzungsweise zehn Millionen Christen und dreieinhalbmal so viele Muslime.

Fundamentalismen hingegen fördern neue Gewissheit. Und diese Vorstellungen sind auf der einen Seite politischer Natur, auf der anderen Seite auch religiös konnotiert, das heißt, die Menschen sind der Meinung, Amerika hat quasi einen göttlichen Auftrag."

Die Lautstärke, mit der Fundamentalisten ihre Positionen vertreten, täuscht allerdings darüber hinweg, dass die Evangelikalen in der amerikanischen Bevölkerung nur eine Minderheit repräsentieren.

"Es sind so 15 bis 20 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Sie werden auch - so Russell Gray - geprägt von der Umgebung, in der die Menschen leben, die sie verehren.

"Unsere Untersuchungen haben in der Tat gezeigt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Umwelt und Göttern. 5,5 Millionen Muslimas und Muslime ca. Solche Ursachen müssen erkannt, Stereotype wie „der europäische Islam“ müssen vermieden, Bildungs- und Aufstiegschancen eröffnet werden.

Belief sich etwa die Zahl der Christen 1945 in Nord und Südkorea auf nur 300 000 Getaufte, so nahm sie im Südteil des Landes infolge der Mission auf heute elf Millionen zu. Zudem werden alle möglichen Psycho-Gruppen angeboten, auch ein „financial ministry“, um in der Herzensbindung an Gott Geldanlagestrategien erlernen zu können.

Auf diese Weise herrscht permanenter Überbietungswettbewerb: Alle Glaubensanbieter müssen fortwährend darauf achten, besonders kundennahe, die Menschen überzeugende, begeisternde religiöse Dienstleistungen zu erbringen.

Wäre die Welt dann besser und friedlicher? Detlef Pollack:

"Da kann man beobachten, dass viele von denjenigen, die dem Fundamentalismus anhängen, bestimmte politische Vorstellungen haben darüber, wie Amerika die Demokratie, den Rechtsstaat die Freiheit in die Welt hineinzutragen hat. Gott ist da in den Gegensätzen, und wenn man sich religiös darauf einlässt, mit dieser Ambiguität umgehen zu können, dann haben Religionen ein ganz großes Reservoir, was wir heute ganz dringend brauchen - die Welt eben nicht in Schwarz und Weiß einzuteilen, sondern zu gucken: Wo sind die Grautöne?“

Muna Tatari, islamische Theologin

Ist auch Fußball eine Religion?

Religionen bringen viel Gutes in die Welt - für einzelne Menschen, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes.

Sie glauben an Gott oder an etwas Göttliches. Es hängt von den Nichtmuslimen ab, ob die zunehmende Präsenz von Muslimen in Europa zur Erfolgsgeschichte wird.

9. Was die einen als heilige „Werte“ verehren, verachten die anderen als Traditionsmüll. Nehmen wir zum Beispiel Russland: In Russland beobachten wir einen starken religiösen Aufschwung.

Detlef Pollack

"Ich würde ohnehin nicht davon ausgehen, dass Religion etwas ist, was notwendig ist. Trotzdem sei an dem, was Durkheim sagt, etwas dran, meint der Theologe und Philosoph Michael Bongardt. Genau das erforschen auch Wissenschaftler in dem Exzellenzcluster "Religion und Politik" an der Universität Münster. Doch was bedeutet diese Verknüpfung für die Religion, was für die Politik?

Wie kann man die bemerkenswerte Stärke der Christlichkeit deuten?

Manche Fachleute reden von „believing without belonging“. Jahrhunderts leben in permanenter Wechselwirkung. Wir brauchen irgendwo ein Bett, wir brauchen eine Gelegenheit zum Schlafen. Und wenn sich Hamburger Fußballfans in einem Sarg mit Vereinsemblem auf dem vereinseigenen Friedhof von einem Pfarrer beerdigen lassen, der statt einer liturgischen Stola den Vereinsschal trägt, hat auch der Fußball religiöse Unbedingtheit gewonnen.

Dort helfen seit jeher religiöse Institutionen den Neuankömmlingen, ihren Weg in die Gesellschaft zu finden. Für manche Menschen Grund genug, sich von Religionen abzuwenden.

„Die großen Weltreligionen sind allesamt hierarchisch und patriachalisch organisierte Gruppierungen, aus deren Mitte über Jahrhunderte schwerste Straftaten verübt wurden und werden, Genozid und Kindesmissbrauch, Misshandlung Abhängiger, Folter und Mord Andersdenkender und vieles mehr", schrieb ein Follower im Vorfeld der Sendung unter unserem Facebookposting zu dieser Sendung und fügte hinzu: "Lieber Gott, erlöse uns von der Religion."

Man müsse die schlechten Erfahrungen, die Menschen mit Religionen machen, in Respekt und Mitgefühl anerkennen, sagt Muna Tatari.

Migration stärkt Religion, heißt ein Lehrsatz der Religionsforscher. Aber außerhalb unseres Kontinents hat Religion nichts von ihrer Faszinationskraft eingebüßt. Reziprok heißt, dass altruistisches Verhalten zwischen Individuen ausgeglichen sein sollte – nach dem Motto "Helfe ich dir – hilfst du mir!". Das dürfe man aber nicht so verstehen, dass aus religiöser Perspektive alles im Leben irgendeinen Sinn haben müsse, entgegnet Bongardt.

Und diese Voraussetzung würde ich so ohne weiteres nicht machen."

Doch auf der einen Seite stehen wissenschaftliche Erkenntnisse, auf der anderen das persönliche Leben. Es entspricht dem gängigen Muster, dass genau in dieser Phase die orthodoxe Kirche an Bedeutung gewann, so der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume

"Grundsätzlich wird Religiosität sehr stark aktiviert durch existenzielle Unsicherheit, das heißt, wenn es Menschen schlecht geht, wenn sie materiell unsicher leben oder sich existenziell bedroht fühlen, dann bricht eine große Sehnsucht nach Religiosität aus."

"Die Menschen sind der Meinung, Amerika hat quasi einen göttlichen Auftrag"

Von existenzieller Unsicherheit fühlen sich auch Teile der US-amerikanischen Mittelschicht bedroht, die sich wiederum in ihrer Wertvorstellung den fundamentalistischen Evangelikalen zugehörig fühlen.

Nachdem ich dort eine Weile gelesen hatte, wunderte ich mich, dass ich über Kontinente und über Jahrhunderte hinweg keine Religion finden konnte, die es versäumte, ein Statement über die so genannte "Goldene Regel" aufzunehmen."

Die "goldene Regel" bezeichnet den sogenannten reziproken Altruismus. Sie fordern von den Frommen viel, aber sie bieten auch viel: starke Überzeugungen, stabile Weltbilder, dichte emotionale Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, Netzwerke gelebter Solidarität und Nächstenliebe.

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